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Kurzinterview: Vom Rückspuler zum Radiostar

1Live-Moderator Olli Briesch spricht über seinen Tagesrhythmus während einer Sendewoche und wie er überhaupt zum Radio gekommen ist. Ein Journalismusstudium oder ein Volontariat sind dabei nicht immer die besten Einstiegsvoraussetzungen.

 Viele Jugendliche wollen etwas im Medienbereich machen. Wie bist du zum Radio gekommen?
Es hat alles mit einer klassischen Zeitungsannonce angefangen, in der ein Student als Kassettenrückspuler und Redaktionsassistent gesucht wurde. Das hieß: Morgens Frühdienst, dann Vorlesungen. Erst war es ein Job neben dem Studium, irgendwann war die Uni der Nebenjob. Der weitere Weg war eine Kombination aus richtigen Gelegenheiten, Fleiß und Menschen, die mir Tipps und ihr Vertrauen gegeben haben.

Welche Eigenschaften sollte ein guter Radiomoderator unbedingt mitbringen, welche lieber zu Hause lassen?
Für mich ist das Wichtigste, dass ein Moderator authentisch ist und sich nicht verstellt. Das unterscheidet ihn vom Kirmes-DJ oder dem Ansager der Dorfmodenschau, der mit buntem Sakko ins Mikro näselt. Ein Radiomoderator sollte ein Mensch sein, dem man gerne zuhört, weil er Interessantes oder auch Lustiges zu sagen hat und unter „Personality“ nicht versteht, möglichst oft den eigenen Namen zu sagen. Menschen, die extrem gerne im Mittelpunkt stehen und sich gerne selbst beim Reden zuhören, sind eher nicht gefragt.

Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Der beginnt recht früh: Um 3.45 Uhr klingelt der Wecker, kurz nach vier Ankunft im Sender. Zeitungen, Agenturen lesen, Redakteur anmotzen, mit den Reportern ihre Beiträge besprechen und um fünf Uhr geht‘s zum verbalen Kaltstart in die Sendung, die dann bis zehn dauert. Danach Redaktionskonferenz bis 10.30 Uhr und Planung für den nächsten Tag. Nach zwei Stunden Mittagsschlaf geht es oft noch mal kurz ins Studio, um die Sendung für den nächsten Tag zu besprechen, die das Redaktionsteam tagsüber geplant hat.

Hat es auch Nachteile beim Radio zu arbeiten und wenn ja, wie gehst du damit um?
In den Sendewochen leiden die sozialen Kontakte ein wenig, oder der gesunde Schlaf. Beides geht oft schlecht zusammen. Wenn abends ein wichtiges Konzert ist, über das wir morgens berichten, will ich trotzdem dabei sein und feiern.

Da müssen auch schon mal drei Stunden Schlaf reichen. Welche Tipps gibst du Jugendlichen, die auch zum Radio wollen?
Es führen die verschiedensten Wege zu diesem Beruf, aber keine klassische Ausbildung. Natürlich kann man ein journalistisches Volontariat absolvieren oder Journalismus studieren. Das ist aber keine Garantie für einen Einstieg oder Erfolg als Moderator. Viele Kollegen sind, genau wie ich, so genannte Quereinsteiger und haben vorher teilweise etwas komplett anderes gemacht. Mein Tipp: Bei einem kleinen Radiosender anfangen, nie sagen, dass man unbedingt Moderator werden will, und dann auf die richtige Gelegenheit warten.

Dein Plädoyer fürs Radio. Warum nicht mp3-Player, Internet oder TV?
Mein iPod liefert mir zwar zu 100 Prozent meinen Musikgeschmack, aber er bringt mich morgens nicht zum Lachen, er informiert mich nicht und die emotionale Bindung hält sich arg in Grenzen. Das Internet ist mir zu unemotional, oft zu informationsüberladen und austauschbar. TV ist schlecht beim Duschen morgens und spielt zu wenig Musik.

Erschienen bei UNICUM ABI – online lesen